Himmelsboten in der Alten Kirche


Jubilieren | © mhofer


Tatsächlich. Unter den vielen Bildern in der Alten Kirche gibt es wirklich kein Weihnachtsbild. Etwas habe ich aber doch gefunden: In dem geheimnisvollen Fresko gibt es ein paar Heilige (oder Engel?), die die Harfe gezückt haben. Da wird musiziert und vermutlich jubiliert. Irgendwie klingt es schon nach: „Ehre sei Gott in der Höhe!“

Heiligabend. Wir Christen feiern die Geburt unseres Erlösers, aber auch für weniger religiöse Menschen ist es ein familiäres Fest der Liebe, bei dem man sich gerne beschenkt. Es ist ein Fest, das ein bisschen seinen Kern verloren hat. Schaut man sich auf den vielen Weihnachtsmärkten um, dann findet man unzählige Engel in allen nur denkbaren Größen, Materialien und Formen. Wenn Sie aber eine Krippe mit einem Jesuskind suchen, werden Sie möglicherweise lange suchen. Fast scheint es, als ob das Fest mit all seinem schönen Beiwerk geblieben ist, während der Anlass sich zunehmend verflüchtigt hat.

„Kinder in die Mitte“ hieß eine Aktion des Landes Vorarlberg. Das wäre also nichts Ungewöhnliches, aber ein Kind in Windeln, nicht in Pampers deluxe, in einem Futtertrog für Rindsvieher, nicht im Designer-Stubenwagen mit Komplettset, nicht in der warmen Stube des Bürgerhauses, sondern in einem Stall. Nur ein paar Hirten schauen vorbei, kein Empfangskomitee von Bürgermeister und Klinikchef. Das ist allerdings etwas Besonderes, fast ungemütlich schon die Vorstellung. Die Engel allein tun da eindeutig weniger weh.

Weihnachtsbäume, Krippen und natürlich Engel gehören zum Fest. Doch im Evangelium sind die Engel kein Talisman zum Umhängen. Sie verkünden die Geburt des Retters, das Heil der Menschen. Nichts gegen all den schönen Weihnachtsschmuck, die Farben, das Glitzern, die Gerüche, die wohlig-schaurigen Gefühle. Doch, die Krippe ist nicht leer, da liegt jemand drinnen, ein Kind – unsere Rettung.

Markus Hofer